Von Novemberblues bis Vorfreude

Nur damit bei dem Titel keine Missverständnisse aufkommen: Ich kenne keinen Novemberblues. Im Gegenteil – dass wir Nordischen gerade in der kalten Jahreszeit von einem Tief erwischt werden könnten, ist mehr als unwahrscheinlich. Ganz anders ist es bei den Menschen. Die „Chefin von’t Janze“ stöhnt jedes Jahr darüber, dass irgendwann alle die „Weihnachtsklatsche“ haben. So kam sie auch neulich supergeladen von der Schule und brach mit mir zur üblichen Runde auf. Das konnte ja nur schief gehen. Und was passierte? – Nein, wir trafen nicht auf die Königspudel! – Aber sie verdaddelte meinen schönen Gewinnball mit der Glocke. Ich konnte es gar nicht fassen. Wo sie doch begriffen hat: Hunde sollen immer nah beim Chef spielen, holt sie auf einmal aus, schleudert den Ball ein paar Armkreise lang am Seil und lässt ihn mal so richtig fliegen. So hoch hinauf, dass er nur knapp den 5-Meter-Punkt der Straßenlaterne verfehlte und dann sicher in der Mitte von Parzelle 23 unserer Kleingartenanlage landete. Mal eine mit hohem Zaun. Und im November schon richtig verrammelt. Mein schöner Gewinnball. Unerreichbar. Aus. Ende. Das war mein vierter Platz! Ich weiß ja nicht, ob ich beim nächsten Turnier noch mal so was Schönes bekomme.
Es herrschte also deprimierte Stimmung bei uns, zumal es im Kaufland nicht so schöne Glockenbälle gab. Aber jetzt kommt’s! Der November ist ja nicht weit vom Dezember mit seinem Weihnachtsfest weg. Und vorgestern veranstaltete die Schule von meiner Chefin einen großen Spendenbasar. Natürlich nicht für mich, sondern u.a. für ihre Patenkatze Tinka im Tierheim. Und weil meine Chefin schon mit den 5. Klassen Tierspielzeug gebastelt hatte, kam die Familie Rademacher mit ihrem Zoofachhandel (Berliner Straße in Seefeld) auf die Idee, den mal ordentlich zu unterstützen. Es gab einen ganzen Korb voll Spielzeug und einen Karton voll leckerer Hundenaschereien. Mit selbstgebackenen Weihnachtskeksen für uns Fellnasen. Und irgendwo in dem Korb mit dem Spielzeug entdeckte die „Chefin von’t Janze“ auch wiedermal genau den richtigen Ball für mich. In Regenbogenfarben. Mit Zerrleine. Mit Supersprungkraft. Genau die Größe für eine Anoraktasche. Naja, und bei den Leckerlibeuteln griff sie natürlich als markige Entschädigung auch zu. Obwohl sie mich dabei ernst angesehen hat und gesagt hat: Aber nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, sondern nur, weil ich damit zugleich unserer Tierheimkatze etwas Geld gespendet habe. Damit ich nicht lache. Aber ich sag natürlich nichts. Geht ja auch schlecht mit dem Mund voller Kekse, Kaustangen und Ball.

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