Das absolute PFUI-AUS geht an Hundehalter, die es wagen, das Verhalten ihres Hundes mit dem von Menschen zu vergleichen. Und das, obwohl sich der Mensch aus dem Tierreich entwickelt hat. Da mir als Huskymix moralische Kategorien fremd sind, wird man mich vielleicht nicht gleich verurteilen, wenn ich über unsere letzte S-Bahnfahrt berichte.
Wir waren also um 16.00 Uhr zum Training unterwegs und in Wuhletal stiegen eine Mutter und ihre etwa 2 1/2-jährige Tochter ein. Ich legte mich ruhig ins Platz, die Mutter klappte sich im Hundeabteil einen Sitz herunter und ihre Kleine erklomm den Sitz daneben. Kaum war sie oben, rutschte sie wieder herunter, wurschtelte sich den übernächsten Klappsitz nach unten, quiekte „inseezzzen“ und robbte sich auf die Sitzfläche. Monoton bestätigte ihre Mutter: „Ja, schön hinsetzen!“ Die Kleine quietschte über ihren Erfolg, ließ sich aber sofort wieder vom Sitz rutschen. Diesmal sagte die Mutter „Setz dich hin!“, aber der Kleinen war gerade klar geworden, wie schön die Sitzreihe sich hoch- und runterklappen ließ und probierte das mühsam an den Sitzen mir gegenüber aus. Ich regte mich nicht weiter darüber auf. Ihre Mutter regte sich auch nicht weiter darüber auf, sondern sagte nur weiter mit monotoner Stimme „Chantal, hinsetzen!“ Chantal stürzte sich zur Haltestange und begann sich darum zu drehen. Chantals Mutter sagte wie zuvor: „Hinsetzen!“ Chantal quiekte „inseezzzen“ und entdeckte erfreut den Knopf zum Aussteigen. Sie taumelte auf dessen Stange zu und drückte auf die bunten Lichter. Chantals Mutter bezeichnete das auch mit „hinsetzen“. Im Gegensatz zur bunten LED-Anzeige am Knopf war das für Chantal ungefähr so interessant wie für mich ein Rechenheft.
Wenn Chantal der Name eines kleinen hyperaktiven Jack Russels gewesen wäre, dann hätte sich hier Martin Rütter eingeschaltet und der Mutter erklärt: „Sie müssen sich interessanter machen!“ Vielleicht etwas Süßes, vielleicht ein Spielzeug. Für die Kleine in der Bahn vielleicht ein Bilderbuch? Die Hausaufgabe von Martin Rütter wäre gewesen: „Wenn ich das nächste Mal komme, dann ist Chantal in einem Zustand, dass sie sagt: Au fein, in der Bahn setze ich mich neben Mutti und dann spielen wir Ich-sehe-was,-was-du-nicht-siehst!“
Meine Trainerin in Röhrsdorf hätte gesagt: „Der Befehl wird nur einmal gegeben. Dann hat er eine Sekunde Zeit, darauf zu reagieren und wenn er das nicht macht, dann korrigieren Sie ihn.“
Für die kleine Chantal gibt es jetzt mehrere Möglichkeiten, das Wort „hinsetzen“ mit Tätigkeiten zu verknüpfen: mit dem Erklettern eines Sitzes, mit dem Sitzen, dem Runterklappen von Sitzen, dem Tanzen um eine Stange oder dem Drücken eines Knopfes. Grenzenlos die Welt zu entdecken kann so aufregend sein!!
Bei Chantal wird das allerdings noch mit einigen Missverständnissen verbunden werden.
-
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Sally bei Vor allen Dingen: Viel Gesundheit!
- Sky bei Steinharter Leckerbissen
- Cornelia Salow bei Steinharter Leckerbissen
Blogfreunde
Archive
Musste beim Lesen wirklich lachen … das trifft es wirklich gut. Aber so ist das mit der Kindererziehung 🙂
Viele Grüße von
Der Hund mit Hundeforum
Hallo Mark, danke, dass du mich bestätigt hast. Du weißt ja „positive Bestätigung ist das A und O“ – in jeder Erziehung. War übrigens auf eurer Seite und habe für die nächsten Regentage, die ja in Sicht stehen, mir vorgenommen, mal öfter drauf zu klicken. Ihr habt ja viele interessante Artikel dabei!
Das mit der „positiven Bestätigung“ gefällt mir sehr gut! Ist doch immer besser, wenn man belohnt wird für etwas, was gut läuft, als ausgeschimpft zu werden, wenn es mal nicht so klappt. Mein Frauchen hat immer Leckerlies in der Tasche und für manches Menschenkind wäre ein Bilderbuch oder Ähnliches bestimmt interessanter, als die Inneneinrichtung einer Straßenbahn, könnte ich mir so vorstellen. Hast Du Klasse geschrieben, lieber Sky, hoffentlich werde ich auch mal so ein guter Blogger, wie Du!
Dein Rowdy
Hallo Rowdy,
ich bin natürlich auch davon begeistert, dass in den meisten modernen Hundebüchern unseren Leinenträgern eingehämmert wird, dass man uns nicht zu viel loben kann. Allerdings weiß ich auch genau, dass meine Chefin von’t Janze im Hinterkopf hat, dass es auch negative Konsequenzen haben muss, wenn man nicht tut was sie will. Sie hat mich nämlich durchschaut und weiß, dass es immer auch Situationen geben wird, die mich mehr reizen als so ein Diäthappen von Leckerli. Und wenn ich dann nicht im Hinterkopf habe, dass ein Donnerwetter losgeht, wenn ich auf den verzichten will, dann ist das so eine Sache.
Aber dich sollte man auf jeden Fall für deine ersten Schritte in der Bloggerei belohnen. Biste ja auch schon. Hast schon in den ersten Tagen zwei Kommentare. Da musste ich eine Ewigkeit drauf warten. Also, weiter so, dein Sky