Gute Vorsätze oder Kampf im Morgengrauen

Der Tag heute ist wieder mal ein Beispiel dafür, dass hund es mit den guten Vorsätzen gar nicht so leicht hat. Ich sowieso nicht. Hunde- und Menschenvorstellungen liegen im Allgemeinen und im Besonderen bei guten Vorsätzen oft so weit auseinander wie ein Einzeller in der Evolution vom Säugetier entfernt ist.
Wer die Menschen beobachtet wie ich, der bekommt mit: Bei guten Vorsätzen ist es wichtig, sich auch etwas vorzunehmen, das man wirklich umsetzen kann. Das ist für einen Husky-Abkömmling schwieriger als für einen – sagen wir mal – Deutschen Schäferhund, der quasi schon erzogen geboren wird, wie es heißt. Aber seit meinem Urlaub in Röhrsdorf gehorche ich ja meistens. Auch mit unserer Katze habe ich Frieden geschlossen. Und was Erfüllbarkeit von Vorsätzen betrifft: Eine Friedenserklärung an Königspudelrüden kommt genauso wenig in den Stammbaum wie ein fröhliches Gesicht bei Trockenfutterangeboten.
Deshalb hatte ich beschlossen, Blutspender zu werden. Sogar die Menschen rufen sich immer wieder dazu auf, Blut zu spenden. Und als mich da auf unseren Ferienspaziergängen zwischen Wald und See so eine mickrige Zecke ansprang, konnte ich natürlich schlecht „Nein“ sagen. So Feinheiten wie bei den Menschen: Nur Eigenblutspende oder bitte nur an Blutgruppe X 12 superlativ – so etwas gibt es bei uns im Tierreich nicht.
Heute früh jedenfalls hatte ich die Zecke so weit aufgepäppelt, dass meine Chefin kurz vorm Losgehen sie entdeckte. Na da war ja bei uns was los! ‚Oh Gott, schon im Januar!, eine dicke Zecke! Blöde Klimakatastrophe!‘ Und dann hat sie mir mit der Zeckenzange halb das Ohr abgequetscht. Unter uns: Es ist auch schwer, es meiner Chefin recht zu machen. Ich weiß noch, wie sie im Sommer immer bei der Katze gesagt hat: ‚Mist kriege ich nicht raus, die feinen Haare der Katze und die Zecke ist noch viel zu klein.‘ Bei mir heute: ‚Mann, die dicken Fellpuschel am Ohr und die Zecke ist schon viel zu groß für die Zange!‘
Jedenfalls musste Bettina die Schlacht im Morgengrauen verloren geben. So mal schnell vor der Arbeit hat sie das kleine Tierchen echt nicht rausbekommen. Hätte sich das Vieh tagsüber einfach fallenlassen, hätte es noch eine Chance gehabt. Blut genug hatte es eigentlich. Aber am Nachmittag hat dann Bettina doch den Krieg gewonnen. Auf Kosten meiner guten Vorsätze allerdings.

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