Bello-Dialog

In meiner Heimat Berlin ist seit dem Frühsommer der Bello los. Der Wer, bitte?, werden einige fragen. Denn Hunde heißen heute längst nicht mehr Bello oder Hasso oder Struppi wie früher. Im besten Fall heißen sie noch Rex nach dem bekannten Fernsehpolizeihund. Eher schon tragen sie denselben Namen wie die Hunde der Queen oder des amerikanischen Präsidenten. Und wer es nicht so royal mag, der nennt seinen Hund wie er sein Kind nennen würde. Es gibt ganz viele Emmas, Julchens oder Antons. Daran sieht man schon mal – und jetzt wieder zurück zu Bello – wie weltfremd unser neuer Justizsenator Herr Heilmann ist, wenn er die Vorbereitungen zum neuen Hundegesetz unter das „lebenspraktische“ Motto „Bello-Dialog“ stellt.
Anders als es der Name vielleicht den einen oder anderen von uns Hunden vermuten lässt, geht es beim Bello-Dialog in erster Linie nicht um uns Hunde, sondern um die Berliner Zweibeiner. Jeder Hundebiss und jeder Hundehaufen ist einer zuviel. Dem stimmt auch meine „Chefin vom Jantze“ zu. Deshalb trainieren wir seit diesem Sommer nicht nur Agility, sondern auch Freundlichkeit zu Humana (- ihr wisst schon, das sind bei uns in Kaulsdorf die mit den Königspudel-Rüden).
Aber was bei wirklich jeder tragischen Berichterstattung in den Medien über Hundebisse völlig außen vor gelassen wird, ist der Anlass. Thomas Riepe hat es in seinem neusten Hundebuch sehr schön beschrieben. Wenn vor 50 Jahren Charlotti vom Familienhund gebissen wurde, dann hat Papa nicht gleich nach der Telefonnummer vom Tierheim gefragt, sondern erst mal geprüft: Hast du ihn beim Fressen gestört? Hat er geknurrt, bevor er gebissen hat? Und damit hatte Klein-Lotti gleich was fürs Leben gelernt: Wenn der Hund schon knurrt, zieht man sich lieber zurück und versucht nicht sich durchzusetzen. Aber das fällt manchen Kindern ja heute besonders schwer: sich zurückziehen.
Auf den Bello-Dialog unserer Zweibeiner kann sich jeder freuen. Man kann es ja mal beobachten, wenn der Hund etwas in der „kleinsten Zelle der Gesellschaft“ lernen soll. Etwas so belangloses wie eine Rolle vielleicht. Sie hält das Leckerchen links neben den Hund, er mischt sich ein und sagt: „Nein du musst es mehr mittig halten.“ Irgendwie lernt der Hund dann seine Rolle oder auch nicht. Aber dann geht der Dialog weiter, wenn man so den Leuten zuhört, die in dieselbe Hundegruppe gehen. Der eine ist dafür zu clickern, wenn ein erwünschtes Verhalten andauert, der andere sagt, es wird geclickert, wenn das erwünschte Verhalten erfolgreich beendet ist. Und dann treffen wir mal verschiedene Gruppen bei einem größeren Turnier, dann sagt garantiert die eine von der anderen: Naja, wenn man das so macht, dann ist das ja eigentlich nichts. Und die alle (sofern sie keiner Organisation angehören), und auch die Nicht-Hundehalter führen jetzt in meiner Heimat Berlin den Bello-Dialog und aus seinem Ergebnis macht Herr Heilmann dann das neue demokratische Hundegesetz. Wenn es da was Neues gibt, berichte ich weiter.

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