Unwort des Jahres

Da ja heute Wahlsonntag ist, habe ich mein Unwort des Jahres gewählt. Viele Hunde werden ja so gewöhnliche Worte wie: „Pfui!“, „Aus!“ oder „Fuß“ vorschlagen. Aber für mich ist es eindeutig: „Disqualifikation“. „Disqualifikation“ kann unmöglich ein nordisches Wort sein. Wahrscheinlich ist es nicht mal ein deutsches Wort. So wie „Agility“ ja auch kein deutsches Wort ist, gegen das ich aber bisher nichts einzuwenden hatte. Auch wenn wir im letzten dreiviertel Jahr nicht besonders oft beim Training gewesen sind. Wie man ja lesen konnte, waren wir anderweitig beschäftigt.
Aber die Flinken Pfoten hatten ein offenes Spaßturnier ausgerufen und die Chefin von’t Janze fand, daran sollten wir ruhig mal wieder teilnehmen. Das Wort „Turnier“ stammt übrigens ja auch aus dem Mittelhochdeutschen, wo es schon Kampfspiele bezeichnete. Ein Spaßturnier ist eigentlich nicht ganz so kämpferisch, aber es hatte sich knochenharte Konkurrenz angesagt: Dogs Passion aus Bernau. Vielleicht hatte sie auch die lange Anreise etwas mürrisch gemacht, denn ihre Trainerin fiel Kerstin schon beim Reglement ins Wort. Na und als sie dann noch unseren ganz normalen Reifen auf dem Parcours sahen, durch von uns Anfänger und Fortgeschrittene seit fast 10 Jahren unfallfrei springen, war es bei denen ganz aus. Ihre Hunde sprängen nur durch einen Sicherheitsreifen. Und auch sonst so der Ton zwischen Trainerin und Mitgliedern: „Na sag mal, lernst du das bei mir?!“. Von rechts und links wegen hätte Kerstin da schon die erste Disqualifikation aussprechen sollen.
Aber nee, die war ja für meinen ersten Start vorgesehen! Die Chefin und ich hatten nämlich ganz verschiedene Vorstellungen davon, welche Aufgabe zu bewältigen war. Die Chefin sah einen Agility-Parcours vor sich – ich sah, dass sich Roger am Ende des Platzes hinter einer Kamera versteckt hatte. Als alter Mantrailer brauche ich für so ein simples Versteck nicht mal eine Geruchsprobe. Als die Chefin starten wollte, raste ich also in Null Komma zwei zu Roger. Kerstin winkte nur ab und fragte: „Muss ich noch was sagen?“ Das ist jetzt eigentlich auch für mich der Punkt, wo ich mal fragen will, ob eigentlich bei meiner ersten Prüfung das Wort „Disqualifikation“ gefallen ist. Weil, wenn es der Richter nicht ausdrücklich g e s a g t hat, dann ist man doch eigentlich nicht disqualifiziert. Oder wie seht ihr das?
Bei diesem Turnier waren jedenfalls meine Menschen nicht besonders einfallsreich. Zum B-Lauf versteckte sich das Scheffle auf dem Berg hinter dem Camcorder. Zwar mit Zaun und Graben vom Platz getrennt, aber für mich doch keine Schwierigkeit. Auch gefunden. Auch disqualifiziert.
Beim Jumping kam dann eindeutig noch Pech hinzu. Auf dem anderen Platz war grade ein Rassenbruder von mir zum Spielen geschickt worden. I c h soll laufen, aber d e r darf spielen, oder was?! Dem habe ich aber was an den Zaun markiert, kann ich euch sagen. Und dann konnten wir ja noch mal den Parcours gehen. Die „Chefin von’t Janze“ wusste sogar die Reihenfolge und ich machte begeistert mit. Zählte aber nicht mehr.
Also spielte ich doch hinterher lieber mit meinem Freund Cookie, den ich ja so selten sehe, weil der lieber zum Agi-Training geht als zum DONG oder gar Mantrailen. Trotzdem hat er seine jugendliche Besitzerin zum Heulen getrieben. Der fCIMG2035aand am Rand des Parcours nämlich einen Stock und drehte damit erstmal seine Runden. Und danach hinterließ er noch ein Häufchen auf dem Platz. Und das bei seinem e r s t e n Turnier! Wo sich seine Franzi doch soooo darauf gefreut hatte! War uns beiden aber egal. Wir zeigten den Menschen eine dicke Nase und alberten rum.
Ich fand jedenfalls, es war ein richtig schönes Turnier. Vorn im Tierheim war gleichzeitig „Tag des Hundes“ und die Chefin hatte ein paar Trockenwürste gekauft und allergiefreie Leckerlis zum Kosten für mich bekommen. Die habe ich mir schmecken lassen. Disqualifikation her oder hin.

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