Jeder Frühling bringt aufregende Abenteuer mit sich. Im Frühling 2009 bin ich aus dem Tierheim aufgebrochen und bei meinem Rudel eingezogen. Und als letztes Wochenende strahlendes Frühlingswetter ausbrach, da wurde ein neuer Plan gefasst: Ich lerne am Rad laufen.
Interessant ist das schon: Lutz soll sportlicher werden und darum soll ich am Rad laufen lernen. Und Obertrainer dafür ist die „Chefin von’t Janze“. Das ist vielleicht eine Arbeitsteilung, sag‘ ich nur.
Während die Chefin noch im Haus ihren Schnupfen pflegte, drehte Lutz erst einmal eine Runde im Garten auf dem Rad. Quasi ohne mich. „Du, ich weiß ja nicht, der ist da wie wild aufs Rad zugesprungen“, brachte er dann seine Bedenken vor.
„Naja, das muss er erst mal lernen, dass er das nicht darf. Ich hab da schon einen Plan, wir fahren mal nachher, wenn keiner groß unterwegs ist, zur Kleingartenanlage.“ Typisch wieder mal unsere „Chefin von’t Janze“. Es hat sich doch sogar schon bis zu mir rumgesprochen, dass sie schon mal einem Schäferhund das Laufen am Rad beigebracht und sich dabei den Ellbogen verkorkst hat. Oder überhaupt: In meinem Alter hat sie zwei Anläufe gebraucht, ehe sie mit einem Rad vorwärts kam. Aber immer optimistisch und mir, einem Schlittenhund, das Laufen am Rad beibringen wollen.
Fünf vor halb zwölf, wenn alle potentiellen Ablenkungen an den Kochtöpfen stehen, gings dann los. Ich bekam anstelle des Halsbandes mein Sportgeschirr um, der Karabiner wurde eingeklickt und mit Rad schieben sollte sich gar nicht erst aufgehalten werden, sondern gleich mal geguckt werden, wo die Stolpersteine so lagen. Lutz sollte hinterher radeln, die Chefin setzte die Beine auf die Pedalen und schon gings los: der Kampf um unsere Führungsposition. Der Rückfall in überwunden geglaubte Verhaltensmuster. Das Rennfieber. Mein Gejappere und Gejaule. Der Chefins Gebrülle. Der erste Frühlingstag in Kaulsdorf. Das Ende nach 10 Metern Bürgersteig.
Die Chefin legte fest: „Wir schieben mal bis zur Ecke und dann sind wir ja schon fast an den Kleingärten.“
Meinetwegen war das ja nicht nötig. Aber wir entspannten uns bis zur Ecke, drehten das Rad, nahmen die Piste in Augenschein, Füße auf die Pedalen, leichtes Anrollen … und dann konnte ich wieder durchstarten mit begeisterten Sprüngen und gestrecktem Galopp. Die Chefin zog alle Bremsen gleichzeitig, setzte die Füße auf den Boden, legte sich auf den Lenker und stellte fest: „Mann, der zieht doch sonst nicht mehr an der Leine!“
Aber die Chefin wäre nicht die „Chefin von`t Janze“, wenn sie nicht einen neuen Plan gehabt und Kaulsdorf nicht Kaulsdorf, wenn sich dafür nicht der passende Ort geboten hätte. Sie saß ja auch extra auf ihrem alten Klapprad. „Du, wir fahren erst mal dort neben der Siedlung auf den Acker und da lasse ich ihn los und der rennt sich erstmal müde und dann probieren wir das nochmal mit der Leine neben dem Rad.“
Gesagt, getan! Das war schon mehr nach meinem Geschmack. Rennen, rennen, rennen. Weit vor dem auf den Rädern hinterherschnaufenden Rudel! So konnte jeder erst mal richtig Dampf ablassen, bevor ich wieder an die Leine kam. Die beiden werden aber noch ein bisschen sportlicher werden müssen, um mein Gespann führen zu können. Aber das kenne ich ja schon. Da muss ich noch etwas geduldiger werden. Wozu haben wir denn Frühling?!
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