Im letzten halben Jahr bin ich leider selten zum Blogschreiben gekommen. Die schlecht-Wetter-bedingte Ruhe in den letzten zwei Dezembertagen 2014 habe ich darum schon mal ausgenutzt, um für das Jahr 2015 eine kleine Vorschau zu erarbeiten.
Januar
Flinke Pfoten sind zwar oft etwas einseitig auf Agility ausgerichtet, aber nie faul. Bereits am 3. Januar setzen sich die Trainer und der Rat zusammen, um den Vereinsgeburtstag zu besprechen. Außerdem steht das brandheiße Thema Trainerfortbildung auf dem Plan. Ist es im Berlin 2015 erforderlich, ein Giftködertraining zu etablieren – und sollte es die Billigvariante des Senats oder die Lizenzvariante eines privaten Instituts werden? Der Giftköderradar auf Facebook postet seit über einem Jahr schon in alle Mailfächer. Die Flinken Pfoten treffen eine Entscheidung und mich erwischt eine scheinbar harmlose Magenverstimmung, die ich bis in den
Februar
schleppe. Zum ersten Mal in diesem neuen Jahr 2015 begegnen wir meinen Erzfeinden den blöden Königspudelrüden von Humana. Auf das Resozialisierungsleckerli meiner Chefs habe ich überhaupt keinen Bock, sondern mobilisiere meine letzten Reserven. Falls es meinen Chefs nicht gelingen wird, mich aufzupäppeln, werden meine letzten Worte „Schickeria-Tölen“ und „Zirkusaffen“ sein. Aber nachdem meine Chefs mich wieder über Land zu meiner Privattierärztin fahren, erlebe ich den
März
noch. Leider ist es meinen Chefs im letzten Jahr nicht gelungen, ein verlassenes Haus im Umland für das Mantrailing-Training aufzutreiben. Als Ersatz haben sie in Hönow Iglus gebaut. Für mich als Nordischen Mix sind das natürlich keine Verstecke, sondern ich entwickle einen Herdenschutzinstinkt und treibe unsere Mittrainierenden in ihre neue Behausung, wo sie dem nächsten Trainingstermin im
April
bei hoffentlich wärmeren Temperaturen entgegen fiebern. Da im Dezember die Suche nach dem Weihnachtsmann so gut angekommen ist, versteckt die Chefin von’t Janze in der Mittelheide ein paar Schmunzelhasen. Leider machen ihnen lebendige Hasen Konkurrenz. Der Karabiner meiner Leine reißt und ich erwische einen Hasenfuß. Der herbeigerufene Stadtförster muss den Rest übernehmen, die Sanitäter die Chefin von’t Janze reanimieren und das Scheffle ein saftiges Ordnungsgeld zahlen. Die Schmunzelhasen schmoren in den warmen
Mai-
-tagen weiter in der Mittelheide und warten auf die in Köpenick untergebrachten Flüchtlingskinder.
Juni
Meine Zweibeiner haben schon die Ferienklatsche. Das wirkt sich zuerst beim Agility-Training aus, das wir nach ewiger Zeit mal wieder besuchen. Da der Bau des BER immer noch eine Katastrophe ist, schlägt die Chefin einen neuen Parcours-Style vor: Ein Startterminal auf dem Ruhe-Tisch, unterqueren einer Tunnel-Anlage, direkte Rollbahn auf die A-Wand-Rampe, Überfliegen einer Nord-Ost-Kurve mit fünf Hürden, Anpeilen des Reifens mit direktem Zugang zur Landebahn mit Weitsprung und Doppelhürde. Steffi bezweifelt, dass eine solche Parcours-Anordnung in ihrem Online-Agility-Kurs ausgewiesen wird und damit zulässig ist. Kein Wunder, dass ich einem Turnier wieder mit Kopfschmerzen entgegen sehe.
Juli
Der tierische Weiterbildungsplan für das Scheffle und die Chefin von’t Janze stand ja schon seit dem November vergangenen Jahres fest, weil spannende Angebote sofort nach Erscheinen ausgebucht sind. Bei DogZ hat die Chefin einen Schnüffelkurs ergattert, der im Görlitzer Park stattfindet und allen viel Spaß macht. Zu Hause werden die Tomaten aus dem Beet gerissen und ich darf helfen, den Boden für die Neubepflanzung umzugraben. Das von mir im Schnüffelkurs erworbene Saatgut keimt prächtig. Bis Mitte
August
sind die Pflänzchen schon 5 cm hoch. Weil ich mich beim Umbuddeln des Beetes so bewährt habe, darf ich sie auch fleißig düngen. Das Scheffle hofft, dass sie dadurch so schnell wachsen, dass er erste Proben in dem von ihm gebuchten Ernährungsseminar für aggressive Hunde vorstellen kann. Die Seminarleiterin erprobt die Wirkung an Hunden aus dem Schutzdienst, die tatsächlich entspannter werden, während Jagdhunde einen ungeahnten Adrenalinkick erleben und sogar zur Verfolgung von Schnecken ansetzen, was ihnen neue Einsatzmöglichkeiten im Kleingartenbereich eröffnet.
September
Der absolute Jubelmonat für meine Chefs. Ihr letzter einstelliger Hochzeitstag und ihre letzten Geburtstage mit einer vier vorn. Der feierfreudige ehemalige Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit schickt eine Beileidsdepesche, die ich gekonnt zerreiße. Leider gelingt mir das mit den Trainerhandbüchern auf ihrem Gabentisch nicht.
November
Nachdem 2014 das heißeste Jahr der Wetteraufzeichnungen war, setzt ein ungewöhnlich früher Wintereinbruch in diesem Jahr das Streckennetz der S-Bahn außer Gefecht. Putin erwirbt es für den symbolischen Preis von einem Rubel. Er schickt fünf sibirische Schlittenhundgespanne zur Amtshilfe nach Berlin. In modernen Hunde-Erziehungsratgebern von Kynos oder Kosmos setzt ein deutliches Umdenken ein. Leinenzerren wird nicht mehr ausschließlich nur als unerwünschtes Verhalten gewertet, sondern birgt auch Ressourcen für den städtischen Nahverkehr.
Dezember
Es ist wieder so weit. Zwischen dem Flinke-Pfoten-Geburtstag im Januar und meinem Geburtstag einen Tag vor Weihnachten ist wieder unversehens ein Jahr vergangenen. Es hat so viel Unerwartetes und Neues gebracht, dass es mir schwer fällt, etwas daraus zu lernen. Zumal man ja als Trainerhund sowieso andauernd mitlernt. Ich lege mich zwischen den Esel und den Ochsen unserer Krippe und versuche Weihnachtsfrieden zu hallten.