17 April 2009

Heute Nacht kam mir die Idee: Man sollte jede Gelegenheit nutzen, seinen Charme zu erproben und zu trainieren. Denn die Gelegenheiten sind rar. Unwahrscheinlich ist, dass man einen der Pfleger überzeugen kann, auch noch Reisebegleiter zu werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie für unseren Charme immun sind. Und dass man daraus nicht seine Schlüsse ziehen kann, was ankommt und was nicht.
Das Putz- und Räumkommando rückt gegen 7.00 Uhr früh aus. In unsere Suiten kommen sie etwa gegen 7.45 Uhr. Man muss also ganz schön ausgeschlafen sein, um ihnen die geballte Ladung Charme zukommen zu lassen. Zumal sie daran gar nicht interessiert sind. Bis 10.30 Uhr sollen nämlich alle Zwinger glänzen, um einen guten Eindruck auf die Besucher zu machen. Deshalb versucht derselbe, der uns vielleicht am Mittag ausführt, raus lässt oder anderes mit uns vor hat, uns am Morgen abzuwimmeln. Man muss sehen, ob man das verhindern kann. Heute bin ich allerdings in die Falle gegangen. Sie haben mir einen Gummiball hingeworfen, darüber war ich so hin und weg, dass ich ganz vergessen habe, mich weiter mit dem Pfleger zu beschäftigen.
Gegen Mittag sollte man aufmerksam sein. Es beginnen vereinzelte Reisebegleiter umherzustreifen. Hunde, für die sie sich interessieren, haben doppelt Glück. Denn die Reisebegleiter suchen nun auch noch die Pfleger und dann stehen zwei oder mehr Personen vor einem der Käfige und schwatzen. Diese Ungerechtigkeit kann dauern. Man muss überlegen, wie man sich am geeignetsten darüber beschwert. Es nutzt hier wenig, auf die Vorgesetzten zuzutreten, glaube ich, denn Hauptziel muss bleiben, die Reisebegleiter auf sich aufmerksam zu machen. Aber so verhaltensoriginelle Lösungen wie Dauerjaulen kommen bei denen nicht gut an. Einige setzen auf leidende Blicke, aber das liegt meiner Rolle nicht so. Ich kann das nie überzeugend durchhalten. Wer Tricks gelernt hat und sie abspult, soll nicht schlecht dran sein. Aber zum Lernen hatten Herrchen und ich eigentlich nicht so recht Lust und Zeit.
Tja, und dann ist es Nachmittag. Wenn man Glück hat, ist Freilauf angesagt. Den will man eigentlich genießen, anstatt ein Unterhaltungsprogramm draus zu machen. Danach gibt’s Happa-happa und dann heißt es tatsächlich schon ‚ab in die Kiste’.

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